englische Abk. für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", deutschsprachiger medizinischer Begriff: "erworbene Immunschwäche", wurde 1981 erstmals als Symptomenkomplex (Syndrom) beschrieben. 1984 wurde das dritte menschliche "Retrovirus" (HTLV-III), inzwischen "menschliches Immunschwäche-Virus" (engl. "human") oder "HIV" genannt, von R.C.Gallo eindeutig als Erreger der AIDS-Erkrankung nachgewiesen.
Nach R.C.Gallo besitzt HIV wie andere Retroviren RNA (Ribonukleinsäure) als genetisches Material. Nach Eindringen in die Zelle schreibt ein virales Enzym, die reverse Transkriptase, die RNA in ein entsprechendes DNA-Molekül zurück (retro). Die DNA des Virus wandert in den Zellkern, fügt sich in die Wirts-Chromosomen ein und schafft die Voraussetzungen für die Vermehrung des Virus.
Als Wirtszelle dient ein T4-Lymphozyt, d.h. ein weißes Blutkörperchen, das die Immunantwort reguliert. Das Virus kann dort latent vorhanden bleiben, bis die Zelle durch eine andere Infektion immunologisch stimuliert wird. Dann vermehrt es sich, bis die Viruspartikel die Zelle quasi "durchlöchern" , d.h. der Lymphozyt stirbt. Diese Dezimierung der T4-Zellen macht den Betroffenen anfällig für "opportunistische Infektionen", die für Gesunde ungefährlich sind, z.B. Lungenentzündungen durch den Erreger "Pneumocystis carinii", einen weit verbreiteten, aber gewöhnlich harmlosen Erreger.
Nachdem anfangs vor allem Homosexuelle von der AIDS-Krankheit betroffen waren, breitete sich die Infektion dann seit Mitte der 80er Jahre auch unter Empfängern von Bluttransfusionen und i.v.-Drogenabhängigen aus. Auf Grund dieser Erfahrungen konnten die Übertragungswege der HIV-Erkrankung ermittelt werden : Voll-Blut, Blutplasma, Sperma und Faktor-VIII-Präparate, Sexualkontakte sowie Infektionen im Mutterleib.
Drogenabhängige, die ihr Rauschmittel intravenös injizieren (insbesondere Opiatabhängige), wurden durch den Austausch gebrauchter Spritzen (das sogenannte "needle-sharing") aber auch durch sexuelle Kontakte, insbesondere bei drogenabhängigen Prostituierten, nach den Homosexuellen zur zweitgrößten Risikogruppe für die Ausbreitung der HIV-Infektionen bzw.AIDS-Erkrankungen in Deutschland.
Lit: Goebel/Gauweiler: AIDS AKTUELL , Starnberg, 1995
Gallo, R.C.: Das AIDS-Virus. Spektrum der Wissenschaft. März-Heft, 82-93, 1987