Nachtschatten-Drogen
 
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Zu den Nachtschattengewächse (Solanaceen) zählen etliche Gattungen, die zum größten Teil die Nachtschatten-Drogen Atropin bzw. Hyoscyamin sowie Scopolamin enthalten, teilweise auch eigenständige Inhaltsstoffe aufweisen (Nikotin im Tabak, Solanin im Nachtschatten und den grünen Teilen der Kartoffel).

Alraun (Mandragora officinarum)

Ein in den Mittelmeerländern vorkommendes Nachtschattengewächs. Auf der Erde liegende Rosette von eiförmig-länglichen Blättern und violetten Blüten. Die Wurzel wird bis zu 60 cm lang und enthält bis zu 0,5 % Solanaceen-Alkaloide (Atropin bzw. (R,S)-Hyoscyamin, Scopolamin). Zauberdroge des Altertums und Mittelalters, Beruhigungsmittel bei Schmerzzuständen.

Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Stark giftig, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse, 20-80 cm hohes einjähriges Kraut mit länglichen gezähnten Blättern und gelben Blüten mit violetten Adern, enthält in allen Pflanzenteilen Alkaloide, besonders L-Hyoscyamin (0,06 bis 0,17%), die bereits in geringen Mengen schwerste Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod verursachen können. In den Mittelmeerländern ist das weiße Bilsenkraut, Hyoscyamus albus, verbreitet, ein 10-50 cm hohes Kraut mit schwefelgelben, innen tiefviolett gefärbten Blüten mit gleicher Wirkung wie bei uns das schwarze Bilsenkraut. Im Mittelalter sollen "Hexen" aus Bilsenkraut "Flugsalben" hergestellt haben, um damit zum Blocksberg zu fliegen.

Engelstrompete (Brugmansia)

Engelstrompete. Foto:Algeier-FöllNachtschattengewächs aus Südamerika mit 20-30 cm langen trompetenähnlichen Blüten, wird jetzt auch als Zierpflanze in deutschen Gärten gepflanzt.

Die chemischen Wirkstoffe sind Scopolamin und Hyoscyamin. Die getrockneten Blätter und Blüten werden geraucht oder oral als Tee eingenommen. Eine halbe Stunde nach Einnahme kommt es zu Visionen und Illusionen, die in Halluzinationen übergehen können. Diese halluzinogenen Wirkungen können, je nach Dosis, zwischen 3 Stunden und 3 Tagen andauern. Überdosierung kann zu Vergiftungserscheinungen (Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Trockenheit der Schleimhäute, Harnsperre, Herzrasen) bis hin zu Todesfällen durch Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern führen.

Nachtschatten (Solanum nigrum L.)

Alle Teile der 10-80cm hohen Pflanze, mit violetten Blüten, scharlachroten reifen Beeren, Stängel, Blätter, unreife Früchte sind stark giftig. Giftstoff ist vorwiegend Solanin, das stark reizend auf die Schleimhäute wirkt (Kratzen und Brennen im Hals). Übelkeit, Erbrechen, Brechdurchfall, Schweißausbrüche und Kopfschmerzen sind Hinweis auf eine Vergiftung. Bei Überdosierung treten Benommenheit, Angstzustände, Krämpfe, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Atemnot auf. Bereits 6-10 unreife Beeren können für einen Erwachsenen tödlich sein, der Tod tritt durch eine Atemlähmung ein.

Stechapfel (Datura stramonium)

Ursprünglich aus Nordamerika stammendes Nachtschattengewächs. 30-120cm hohes einjähriges Kraut mit 20 cm langen gezähnten Blättern, weißen oder violetten Blüten und stacheligen Früchten. Es enthält überwiegend (S)-Hyoscyamin, junge Pflanzen auch Scopolamin. Dadurch überwiegt die halluzinogene Wirkung. Körperliche Wirkungen bestehen in Mundtrockenheit, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen, bei Überdosierung im schlimmsten Fall in Herzrhythmusstörungen und komatösen Zuständen. Bereits ab 15 Stechapfelsamen sind tödliche Komplikationen zu erwarten.

Tollkirsche (Atropa Belladonna)

50-150 cm hohe Staude mit eiförmigen Blättern, violetten Blüten und im reifen Zustand schwarzen Beeren. Neben der schwarzfrüchtigen Tollkirsche gibt es eine gelbfrüchtige Variante mit blassgelben Blüten. Sie enthält in allen Teilen (S)-Hyoscyamin mit der höchsten Konzentration in den Blättern (bis zu 1,5 %), in den Früchten 0,7 %. (S)-Hyoscyamin dient heute auch als Antidot (Gegenmittel) bei Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel oder Nervengase.

Tollkraut (Scopolia carniolica)

Bis zu 60 cm hohe mehrjährige Pflanze mit rotbraunen, glockenförmigen Blüten. Alle Pflanzenteile enthalten das Alkaloid (S)-Hyoscyamin, eine Vergiftung zeigt sich in Mundtrockenheit, Hautrötung sowie Pupillenerweiterung. Die halluzinogene Wirkung führt zur Rededrang, Halluzinationen und epileptischen Anfällen. Bei hoher Dosierung kann es zu Todesfällen durch Atemlähmung kommen.

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Letztes Update dieser Seite: 08.02.2019 - IMPRESSUM - FAQ