Medikament-Wirkstoffgruppe zur kurzzeitigen Behandlung von Schlafstörungen, sowohl Einschlaf- wie auch Durchschlaf-Störungen, die durch Angst, Erregung oder innere Unruhe hervorgerufen werden, in zunehmendem Maße als Sucht- und Ausweichdroge mißbraucht. Anwendung auch als Muskelrelaxans (Tetrazepam) oder Antiepileptikum (Clonazepam). Für 2002 wird im Jahrbuch Sucht für Deutschland ca. 1,1 Mio. Abhängige, bevorzugt Frauen, angegeben.
Während Suicide mit Benzodiazepinen allein praktisch nicht vorkommen, besteht bei gleichzeitigem Konsum mit anderen ZNS-wirksamen Substanzen wie Alkohol, Barbituraten, Opiaten etc. die Gefahr einer additiven bis stark potenzierenden Wirkung, die oft zu Todesfällen geführt hat. Einige Präparate wurden auch als sogenannte KO-Tropfen missbraucht. Gegenwärtig steht der Missbrauch als Date-Rape-Drug im Vordergrund. Als Antidot bei Überdosierung von Benzodiazepinen hat sich Flumazenil (Handelsname Anexate®) bewährt, das jedoch nicht bei Epilepsie-Patienten angewendet werden darf.
Alle Benzodiazepine docken an speziellen Bindungsstellen der Nervenzellen im zentralen Nervensystem (GABAA-Rezeptor) an und verstärken die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Gammaaminobuttersäure (GABA). GABA hemmt die Aktivität von Nervenzellen und wirken dadurch schlafanstoßend, entspannt die Muskeln und löst Krämpfe.
Zusätzlich zur angstlindernden Wirkung mindern Benzodiazepine die bewußte Wahrnehmung (amnestische Wirkung während der Wirkdauer) und Intensität von Gefühlen, verringern die innere Spannung und dämpfen Aggressionen.
Benzodiazepine machen müde und verringern die Aufmerksamkeit und Konzentration. Dadurch kann es zu Beeinträchtigungen beim Führen von Kraftfahrzeugen oder Bedienen von Maschinen kommen. Ebenso werden, besonders zu Beginn der Einnahme oder bei Dosissteigerungen, Einschränkungen der geistigen und intellektuellen Leistungsfähigkeit angegeben.
Gelegentlich können auch Gelenkbeschwerden, Muskelschwäche, Störungen des Gleichgewichtssinnes oder der Muskelsteuerung auftreten und damit die Gefahr von Stürzen oder Unfällen erhöht werden. Benzodiazepine sollten nicht während der Stillzeit verabreicht werden, da sie in die Muttermilch übergehen.
Bereits nach vierwöchiger Einnahme kann eine psychische Abhängigkeit entstehen. Zwar besteht keine Tendenz zur Dosissteigerung. Ohne das Medikament treten jedoch alle Symptome, deretwegen es genommen wurde, verstärkt wieder auf, z.B. Angst, Unruhe, Reizbarkeit oder Schlafstörungen.
Bei hoher Dosierung und plötzlichem Absetzen können auch Krampfanfälle auftreten. Daher empfiehlt sich ein "ausschleichender Entzug" mit ständiger Verringerung der Dosis.
Die Biotransformation erfolgt in der Leber. Der Ausscheidung über Urin und Galle geht häufig eine Konjugatbildung (Glucuronidierung) voraus. Die Metabolisierung ist besonders vielfältig: N-Desalkylierung, Hydroxylierung, Desaminierung, Reduktion, Acetylierung, N-Oxidation und Hydrolyse führen zu zahlreichen Abbauprodukten. Die Nachweisdauer im Urin beträgt bei therapeutischer Dosierung ca. 3 Tage, bei Langzeitkonsum bis zu 6 Wochen, im Blut einige Stunden bis Tage.
Alle Benzodiazepine unterliegen in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und sind in Anlage 3 als verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel klassifiziert. Als Sonderregelung sind jedoch Höchstmengen pro "abgeteilter Form" (z.B. pro Tablette) ausgenommen, die für jeden einzelnen Wirkstoff festgelegt sind. Präparate mit bis zu dieser Höchstmenge Wirkstoffgehalt sind lediglich rezeptpflichtig.
Arztinformationen Patienteninformationen
![]() | Alprazolam8-Chlor-1-methyl-6-phenyl-4H[1,2,4]triazolo[4,3-a][1,4]benzodiazepin |
![]() | Bromazepam7-Brom-2,3-dihydro-5-(2-pyridyl)-1H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Chlordiazepoxid7-Chlor-2-methylamino-5-phenyl-3H-1,4-benzodiazepin-4-oxid |
![]() | Clobazam7-Chlor-1-methyl-5-phenyl-1H-1,5-benzodiazepin-2,4(3H,5H)-dion |
![]() | Clonazepam5-(2-Chlorophenyl)-7-nitro-1,3-dihydrobenzo[e][1,4]diazepin-2-on |
![]() | Diazepam7-Chlor-2,3-dihydro-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Dikaliumclorazepat[(3-Carboxy-7-chlor-2-hydroxy-5-phenyl-2,3-dihydro-1H-1,4-benzodiazepin-2yl)oxy]-kalium |
![]() | Flunitrazepam5-(2-Fluorophenyl)-1,3-dihydro-1-methyl-7-nitro-2H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Flurazepam7-Chlor-1-(diethylaminoethyl)-5-(2-fluorphenyl)-1,3-dihydro-2H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Lorazepam7-Chlor-5-(2-chlorphenyl)-1,3-dihydro-3-hydroxy-2H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Lormetazepam(RS)-7-Chlor-5-(2chlorphenyl)-2,3-dihydro-3-hydroxy-1-methyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Medazepam7-Chlor-2,3,-dihydro-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin |
![]() | Midazolam8-Chlor-6-(2-fluorphenyl)-1-methyl-4H-imidazol[1,5-a][1,4]benzodiazepin |
![]() | Nitrazepam2,3,-Dihydro-7-nitro-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Nordazepam7-Chlor-2,3,-dihydr-5-phenyl-1H-1,4-bezodiazepin-2-on |
![]() | Oxazepam(RS)-7-Chlor-1,3-dihydro-3-hydroxy-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Prazepam7-Chlor-1-(cyclopropylmethyl)-1,3-dihydro-5-phenyl-2H-1,4-benzodiazepin-2-on |
![]() | Temazepam(R,S)-7-Chlor-3-hydroxy-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2(3H)-on |
![]() | Tetrazepam7-Chlor-5-(1-cyclohexenyl)-1-methyl-1H-1,4-benzodiazepin-2(3H)-on |
![]() | Triazolam8-Chlor-6-(2-chlorphenyl)-1-methyl-4H-1,2,4-triazolo[4,3-a][1,4]benzodiazepin |